Geschichte des Herbarium Erlangense
Geschichte des Herbarium Erlangense
Frühe Geschichte des Herbarium Erlangense
Schon vor der Gründung der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg haben Naturforscher versucht, Pflanzen „haltbar“ zu machen, indem sie diese trockneten oder abzeichneten. Die frühesten Belege des Herbarium Erlangense stammen von Johann Georg Volkamer (der Ältere; 1616–1693), Johann Christoph Volkamer (1644–1720), oder Johann Volkamer (Johann Georg Volkamer der Jüngere; 1662–1744).
An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben von der Gründung an Wissenschaftler und Professoren Pflanzen herbarisiert. Das dokumentieren die Herbarbelege im Herbarium Erlangense.
Der erste Naturwissenschaftler der mit dem Herbar assoziiert werden kann ist Philipp Ludwig Statitus Müller (1725-1776). Gefolgt von Johann Friedrich Esper (1732-1781). Das Herbarium Erlangense hat einen Typusbeleg einer Alge aus seiner Hölenforschung.
Johann Christian Daniel von Schreber (1739-1810) prägte die Botanik und deren Sammlung sehr stark, 1813 erwarb der Bayrische König von Schrebers Herbarium, das als Grundlage des Herbarium Regium Monacense diente, welche heute zur Botanischen Staatssammlung München gehört. .
Für die Naturphilosophie und damit der Botanik und deren Sammlung begann um 1806 ein Zeit der Not. Französische Interregnum und die Übergabe des Landes an Bayern bedrohte die Existenz der Universität. Professoren und Forscher wie August Goldfuß (1782-1848) und Friedrich Nees von Esenbeck (1776-1858) und August Friedrich Schweigger (1783-1821) beeinflussten die Botanische Sammlung.
Gegründet wurde das „Herbarium Erlangense“ ab dem Jahr 1824, als Wilhelm Daniel Joseph Koch (1771-1849)
als Professor der Medizin und Botanik nach Erlangen berufen wurde, wo er bis zu seinem Tode wirkte. Er galt als der bedeutendste deutsche Botaniker mit organismisch orientierter Ausrichtung seiner Zeit. Sein Hauptwerk, die „Synopsis florae germanicae et helveticae“ (1836) war das Standardwerk der deutschsprachigen Botaniker in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Ehren hat die Gesellschaft zur Erforschung der Flora Deutschlands (GEFD) ihr Publikationsorgan „Kochia“ genannt.
Aus seiner Zeit als Oberamtsarzt in Trarbach und in Kaiserslautern stammen Herbarbelege, die in Erlangen liegen. Kochs erstes botanisches Werk veröffentlichte er mit dem Apotheker und Medizinalrat Johann Baptist Ziz (1779 – 1828) „ Catalogus plantarum, quas in ditione florae Palatinatus legerunt“ (1814) ( Abbildung1). 1820 begann Koch mit Franz Karl Mertens (1764-1831) mit der Überarbeitung von „Deutschlands Flora von Röhling (1823). 1824 wurde Koch Professor der Medizin in Erlangen (WAGENITZ 2000).
Unter den Gelehrten war Koch bekannt als gewissenhaft und genau arbeitender Wissenschaftler. Er erhielt viele Anfragen zur Revision kritischer Arten. Diese bestimmte er nicht nur anhand von Herbarbelegen, sondern ließ sich nach Möglichkeit Samen schicken, um die Pflanzen im Botanischen Garten lebend sehen zu können. Nicht nur die Vielzahl der weltweit verteilten Orte, aus denen Herbarbelege in Erlangen liegen, ist beeindruckend sondern auch die große Anzahl namhafter Sammler, zum Beispiel Carl Friedrich Philipp von Martius, Augustin Pyramus de Candolle und vieler anderer, deren Belege in Kochs Sammlung zu finden sind.
Geschichte des Herbarium Erlangense von Koch bis heute
Die Belege des Koch-Herbars gingen nach Kochs Tod an einen Nürnberger Apotheker. Allerdings kaufte sein Nachfolger Adalbert Schnizlein(1814 -1868) das Herbar wenigstens teilweise zurück. Der andere Teil der Koch-Sammlung ging an William Frederick Reinier Suringar (1832- 1898) nach Leiden. Leider ist bis heute nicht bekannt, welchen Umfang das Herbar ursprünglich hatte, bzw. wieviele Belege nach Leiden gekommen sind.
Adalbert Schnizlein sortierte das Herbarium komplett neu. Er erfasste erstmalig alle Belege der Sammlung und dokumentierte dies im handschriftlichen „Register zum Herbarium 1870“, einem Verzeichnis aller Taxa, die im Herbar zu finden sind.
Seine Nachfolger ergänzten das Herbar:
Hans Solereder (1860-1920) erweitert die Sammlung mit Lehr- und Schaumaterial, das heute noch gerne vom Botanischen Garten für Ausstellungen verwendet wird.
Konrad Gauckler (1898-1983) sammelte vor allem im fränkischen Raum und auf seinen Reisen. So verfügt das Herbarium Erlangense beispielsweise über den Typusbeleg von Armeria maritima var. serpentini Gauckler (GAUCKLER 1954).
Von Stefan Heller (1872-1949) existiert das eigenständige „Heller-Herbar“ mit Belegen vorallem aus dem Großraum Nürnberg und von europäischen Tauschpartnern (HELLER 2009).
Adalbert Hohenester (1919-1999) bereicherte das Herbarium Erlangense vor allem mit Belegen aus Makaronesien, Spanien und Marokko sowie aus Bayern und den Alpen.
Von Werner Nezadal (* 1945), dem derzeitigen Kurator, stammt Material von einer Vielzahl von Exkursionen aus dem Alpenraum, der Mediterraneis und aus Nordbayern (GATTERER & NEZADAL 2003) sowie von Untersuchungen zu Ackerwildkräutern auf der Iberischen Halbinsel.