Stefan Heller (1872-1949)
Stefan Heller (1872-1949):
Der am 08.11.1872 in Altdorf bei Nürnberg geborene Stefan Heller war Sohn des Hafnermeisters (= Kachelofensetzer) Georg Florian Heller. Stefan Heller entdeckte womöglich schon früh sein Interesse an der Botanik. In der Nähe seines Elternhauses in Nürnberg befand sich der bekannte „Doktorsgarten“ oder „Hortus medicus“ des Professors der Botanik Ludwig Jungermann (1572-1653). Bei diesem Garten handelt es sich um einen Botanischen Garten der schon 1809 geschlossenen „Nürnbergischen Universität Altdorf“, an welcher Jungermann doziert hat. Möglicherweise war dieser Garten ein Grund für Hellers Begeisterung an der Botanik. Um seinem Wunsch, Lehrer zu werden, nachkommen zu können, besuchte Stefan Heller nach dem Abschluss der siebenklassigen Volksschule 1886 die dafür zuständige Präparandenschule in Neustadt a. d. Aisch, welche insgesamt drei Jahre in Anspruch nahm. Im Anschluss folgte das zwei Jahre andauernde „Schullehrer-Seminar“ von 1889 bis 1891, welches er in Altdorf besuchen konnte. Die Kosten seines Lehrerstudiums beliefen sich auf ca. 3000 Mark, was für damalige Zeiten viel Geld war und nur gerade so von Mittelstand-Familien finanziert werden konnte. Allerdings war der Lehrerberuf ein recht angesehener Beruf, wodurch die Investition meist lohnenswert war. Als erste Einsatzorte Hellers konnten Rieden am Forggensee im Allgäu und Entenberg im Allgäu zwischen 1891 und 1895 verzeichnet werden, wobei 1895 bereits seine gewünschte Versetzung zurück nach Nürnberg-St.Leonhard erfolgte. Das Schulhaus befand sich zu dieser Zeit in der Schweinauer Straße, wo Heller bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1941 Oberlehrer war. Im Laufe seiner Zeit in Nürnberg-St. Leonhard lernte er auch seine zukünftige Frau Louise Karoline Therese Schiller kennen, mit welcher er am 04.08.1900 die Ehe einging. Aus dieser gingen 1903 und 1905 zwei Kinder hervor. Der 1905 geborene Sohn Florian Heller, studierte später an der Universität Erlangen-Nürnberg Paläontologie, sowie im Nebenfach Zoologie, und war am Aufbau des Lehrstuhls für Paläontologie an der Universität Erlangen-Nürnberg maßgeblich beteiligt. Außerdem wurde Stefan Heller zu Zeiten der Weltkriege in den Krieg eingezogen. Im ersten Weltkrieg war Heller in den Jahren 1914/15 als Unteroffizier in Nordfrankreich und Belgien. Neben seinem Wirken als Lehrer in Nürnberg, schenkte Heller seinen botanischen Neigungen viel Leidenschaft, Zeit und Engagement. Diese Liebe für die Botanik brachte er in einem Selbstzitat aus dem Jahr 1921 zum Ausdruck, in welchem er erzählt, wie gern er „der pflanzengeographischen Durchforschung unserer engeren Heimat“ dient. Aus diesem Grund unternahm Heller viele Exkursionen und Reisen. Zu damaligen Zeiten war es durchaus üblich, dass Lehrer und ihre Familien in ihrer Freizeit und an Wochenenden viele gemeinsame Aktivitäten unternommen haben. Dies war besonders dann der Fall, wenn einige Lehrer die gleichen Interessen oder Hobbies pflegten. So schloss sich Heller vermehrt mit denjenigen zusammen, welche sein Interesse und seine Leidenschaft für die Botanik teilten. So tauchen in diesem Zusammenhang neben Heller vermehrt auch andere Namen auf, wie beispielsweise Carl Semler, Otto Prechtelsbauer oder Georg Riedner. Im Übrigen kann Heller auch einige Mitgliedschaften in verschiedenen botanischen Vereinen aufweisen. Beispielsweise war dieser ab 1902 Mitglied und ab 1911 auch Schriftführer des 1887 gegründeten „Botanischen Verein Nürnberg“, welcher sich 1931 auflöste. Dieser hat regelmäßig Sitzungen mit seinen Mitgliedern abgehalten, wobei gegenseitige Pflanzenbestimmungen, Vorträge und Ausflüge im Fokus standen. Eines der bekanntesten Projekte dieses Vereins war der Ankauf und die Sicherung des Külsheimer Gipshügels in Bad Windsheim im Jahr 1905.
Dieser Gipshügel zeichnet sich vor allem durch seine südeuropäische Steppenheide-Vegetation aus und ist bis heute ein Naturschutzgebiet. Des Weiteren war Heller seit 1903 Mitglied des „Bayerischen Lehrerverein für Naturkunde“, Mitglied der „Bayerischen Botanischen Gesellschaft“ (BBGEV) und ab 1931 gehörte er nach dem Auflösen des „Botanischen Verein Nürnberg“ der „Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg“ an. Vor dem Tod Hellers füllte dieser auch seine letzten Jahre mit Themen rund um die Botanik. Nach dem Bombenangriff auf Nürnberg am 03.10.1944 untersuchte Heller die Schuttflora, insbesondere Gräser, auf den Trümmerflächen Alt-Nürnbergs. Schließlich begann Heller am 11.03.1949 in seiner Heimatstadt Nürnberg Selbstmord. Nachdem er bei dem gerade erwähnten Bombenangriff auf Nürnberg schwer verletzt wurde und sich davon nicht mehr erholen konnte, sah Heller in dem Suizid einen Ausweg aus seinem Leid. Will man mehr über sein botanisches Wirken und seine botanischen Aktivitäten erfahren, muss man sich seinem großem Vermächtnis, dem Heller-Herbar und seiner Hefte, bedienen. Das bereits vorgestellte Heller-Herbar spiegelt Hellers Fleiß, Sorgfalt und Leidenschaft für die Botanik eindrucksvoll wieder. Jede von Heller verfasste Schede enthält eine exakte systematische Betextung, eine Angabe des Funddatums sowie eine exakte Fundortbeschreibung. Diese originalen Notizhefte Hellers, die bei Herrn Walter Welß an der Universität Erlangen-Nürnberg aufbewahrt werden, zeigen zudem Aufzeichnungen Hellers zu einigen Exkursionen, Untersuchungen und Zusammenfassungen seiner Erkenntnisse. Insgesamt existieren neun solcher Hefte, welche bisher unveröffentlicht blieben:
- Die Orchideen des Regnitzgebietes (Umfang 43 Seiten)
- Neue Beobachtungen über die Flora des Regnitzgebietes
- Die xerotherme Flora des Windsheimer Gaues
- Botanische Beobachtungen im Windsheimer Gau II
- Der Nürnberger Diluvialsand und seine Flora
- Die Gräser des diluvialen Sandes
- Die xerophylen Einrichtungen unserer Diluvialsandpflanzen
- Pflanzenvereine aus der fränkischen Keuperlandschaft
- Das Molinietum im fränkischen Keupersandgebiet
Stefan Heller wurde nicht zu einem Akademiker der Botanik im klassischen Sinne ausgebildet. Er war im Bezug auf Botanik eher ein Autodidakt. Heller hat sich eigenständig ein umfangreiches Wissen zur Flora in und um Bayern angeeignet und erreichte letztendlich den Rang eines hoch anerkannten Botanikers. Dabei beließ er es aber bei gelegentlichen Vorträgen auf Versammlungen verschiedener Vereine, beim Schreiben von Berichten oder beim Zusammentragen von Mitteilungen. Im Vergleich zu anderen Botanikern existieren nur sehr wenige eigene Veröffentlichungen von Heller.
Als eigene Veröffentlichungen wurden zum einen zwei Mitteilungen der Bayerischen Botanischen Gesellschaft von Heller gefunden:
- Heller, S.(1910): Trichophorum alpinum (L.) Pers. In der fränkischen Keuperlandschaft. – Mitt. Bayer. Bot. Ges.2: 237.
- Heller, S. (1920): Carex supina auf dem Gipshügel bei Külsheim – Mitt. Bayer. Bot. Ges. 3: 519.
Zum anderen konnten zwei weitere Veröffentlichungen Hellers gefunden werden, in welchen Heller Berichte für eine Zeitung bzw. für eine Zeitschrift schrieb. So schrieb Heller für die „Allgemeine Botanische Zeitschrift“ einen Bericht über die Tätigkeit des „Botanischen Vereins Nürnberg“: - Heller, S. (1912): Botanischer Verein Nürnberg. Bericht über die Tätigkeit des Vereins 1911/1912 – Allg. Bot. Zeitschrift 18 Ein weiterer Bericht stammt von Heller für die „Fränkische Heimat“, eine Heimatbeilage des „Fränkischen Volksblattes“. Dieses Volksblatt erschien 1868 als regionale katholische Tageszeitung für Unterfranken.
- Heller, S. (1921/22): Die Steppenflora des Windsheimer Gaues. – Fränkische Heimat 1 Bereits durch diese kurze Zusammenfassung von Hellers Lebenslauf wird deutlich, dass ihn sowohl sein Lehrerberuf, als auch sein Interesse an der Botanik auf viele Exkursionen in Bayern und den Regionen herum getrieben haben. Da das gesamte Heller-Herbar im Besitz des Herbarium Erlangense liegt und ein Teil der Belege bereits digitalisiert wurden, standen die Daten für diese Arbeit zur Verfügung. Alle bisher digitalisierten Belege des Heller-Herbars können vom Herbarium Erlangense angefordert werden. Insgesamt wurden bisher bereits 3068